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 Dies & das
Massel Offline



Beiträge: 66

29.05.2007 22:18
Der erste Hecht: Tipps und Tricks Antworten

Liebe Jugend,

da ich in letzter Zeit häufiger von Junganglern nach der Fischerei auf Hecht gefragt wurde, ist es sicher von Wert, wenn ich das Wichtigste zum Thema Hecht einmal kurz für alle Interessierten darstelle.


GRUNDSÄTZE: Der Hecht (Esox Lucius) gehört zu den größten einheimischen Raubfischen und erreicht Längen von bis zu 150 cm. In der Realität ist er im Durchschnitt aber eher zwischen 50-100 cm lang, wobei Ausnahmefänge von Fischen bis 1,30 m Länge und 15-18 KG Gewicht durchaus im Bereich des Möglichen liegen. Er kommt nahezu in allen stehenden und fließenden Gewässern (abgesehen von der Forellenregion) vor, bevorzugt aber Gewässerbereiche, die zahlreiche Wasserpflanzen (Schilfgürtel/Seerosen/Kraut) und/oder Unterstände (Kanten, Stege, Hafenanlagen etc.) aufweisen. Als Raubfisch ernährt sich der Hecht vorzugsweise von anderen Fischen, erbeutet jedoch auch Frösche, Ratten und junge Wasservögel.
Wichtig zu wissen ist, dass der Hecht aufgrund seiner Färbung mit der Umgebung unter Wasser "verschmelzen" kann und sehr sprintstark ist. Er nutzt diese Fähigkeiten, um effektiv zu jagen - häufig steht er unbewegt zwischen Pflanzen oder an anderen Deckungsmöglichkeiten. Kommt nun ein Beutetier nahe genug an ihn heran, stösst er blitzartig vor. Jedoch ist der Hecht entgegen vielfacher Meinung nur bedingt standortreu, seine Standplätze folgen denen der Futterfische und ändern sich im Verlauf des Jahres. Weiterhin sind Hechte, obwohl keine Schwarmfische, häufig konzentriert an bestimmten Stellen zu finden; sie zeigen also nur selten Revierverteidigungsverhalten. Dies ist wichtig zu wissen, denn es bedeutet, dass Ihr nach einem Hechtfang noch weitere Exemplare an der gleichen Stelle erbeuten könnt.

ANGELMETHODEN:
- Spinnfischen/Schleppen mit diversen Kunstködern
- Grund- und Posenangeln mit totem Köderfisch

ANGELGERÄT:
Hechte sind, sobald sie eine gewisse Größe erreicht haben, außerordentlich kampfstarke und wehrhafte Fische; beachtet also bitte die Tipps zum richtigen Gerät sowie zu Drill und Landung.

- leichte bis mittlere Spinnruten (Wurfgewicht ca. 20-40gr oder 30-60gr je nach Köder; Längen 2,10 - 2,70m) mit mittleren Stationärrollen (Schnurfassung etwa 150m 0,30er Schnur); Ihr solltet aus meiner Sicht eine monofile Schnur in Stärke 0,28-0,32mm verwenden, diese neigt weniger zu Verwicklungen, ist abriebsfester und wesentlich günstiger als Geflochtene. Achtet aber bitte auf qualitativ hochwertige und neue Schnur!
- zum Schleppen kräftigeres Spinngerät, da häufiger größere Köder wie Wobbler eingesetzt werden (WG min. 40-80gr Längen ca. 2,40m) sowie robuste Stationärrollen mit einer Schnurfassung von min. 100m 0,40er. Auch hier genügt eine Monofile völlig.
- zum Posen- und Grundangeln eine kräftige Grundrute, (WG: 50-100gr; oder auch 50-150gr, je nach Ködergröße) dazu eine robuste Stationärrolle, bespult mit ca. 200m hochwertiger 0,30er -0,35er Schnur. Es bietet sich hier vielfach eine Freilaufrolle an, wobei es mittlerweile gute, aber dennoch preisgünstige Modelle im Fachhandel gibt.

- Als Posen sollten möglichst schlanke Modelle mit 10-25gr Tragkraft, je nach Ködergröße, zum Einsatz kommen. Bitte "vergesst" klobige und dicke Hechtkorken und achtet auf Laufposen in unauffälligen Farben. Zieht den Köderfisch mit einer Ködernadel auf das Vorfach, in dem Ihr die Nadel durchs Maul einführt und im Schwanzbereich austreten lasst. Der Drilling (Gr. 4-1/0 je nach Ködergröße) sollte anschließend im Maul liegen, wobei die Hakenspitzen seitlich aus dem Maul "herausgucken". Der Köfi kann treibend von knapp über dem Grund bis ins Mittelwasser, oder auch auf dem Grund aufliegend (genau ausloten!) angeboten werden.

- Für die Grundmontage benötigt Ihr Durchlaufröhrchen mit Karabiner, wie sie auch beim Futterkorbangeln genutzt werden. Im Karabiner hängt ihr ein Birnenblei ein, danach folgt eine (schwarze) Perle zum Knotenschutz, dann kommt der Wirbel. Den Köfi zieht ihr wie beim Posenangeln aufs Vorfach. Es bietet sich hierbei an, zuvor einen Auftriebskörper (z.B. Balsaholzstab) ins Maul des Köfis zu schieben, damit er später etwas Auftrieb hat. In stehenden Gewässern kann man den Köfi auch vorsichtig mit Luft aufspritzen.

- sowohl beim Posen-, als auch beim Grundangeln sollten kräftige Karabinerwirbel mit 10-15KG Tragkraft genutzt werden

- Ganz wichtig sind die Vorfächer!!! - Verwendet zum Angeln mit Köfi min. 50cm lange Vorfächer. Am besten sind unauffällige, flexible braune Stahlvorfächer (sog. 7x7 Material); in sehr klarem Wasser kann sog. Hard-Mono in ausreichender Stärke von Vorteil sein. Beim Spinnfischen sollte das Vorfach nicht kürzer als 25cm sein- Hard-Mono ist meiner Ansicht nach das Beste. Obwohl es unterschiedliche Meinungen gibt ist meine Erfahrung, dass dieses Vorfachmaterial absolut sicher ist, insbesondere da die Hechte den Spinnköder nicht allzu tief schlucken.

- Weiter benötigt ihr einen Großfischkescher(!) und eine lange Zange (am besten min. 30cm) zum Hakenlösen. Die Rachensperre ist aus meiner Sicht unnötig und sollte insbesondere bei untermaßigen Fischen nicht zur Anwendung kommen. Obwohl die Verwendung einer Rachensperre in der Fischereiprüfung immer noch gelehrt wird, ist sie für kleine Hechte ungeeignet und kann schwere Verletzungen im Kiefer verursachen. Bei maßigen Fischen bietet sie dagegen oft keine ausreichende Sicherheit. Also nennt die Sperre in der Prüfung und nehmt sie vorschriftsmäßig mit ans Wasser, aber nutzt sie nur, wenn unbedingt erforderlich!



ANWENDUNG DER METHODEN NACH JAHRESZEIT:

Mai-Juni: Angelt an flachen Stellen, möglichst dicht hinter den ersten Seerosen. Es bietet sich an, einen Köfi an der Pose knapp über dem Grund direkt hinter der Seerosenkante anzubieten. Werft am besten etwas Weißfischfutter ein und stippt die Köfis zuvor an der Angelstelle. Der Hecht folgt dem Futterfisch und wird zu Euch kommen. Beim Spinnangeln/Schleppen bieten sich verschiedenste Kunstköder an, sucht auch hier flache Stellen und führt Euren Köder in der Nähe von Pflanzenbewuchs. Beste Fangzeit: morgens und abends, bei trübem Wetter den ganzen Tag über.

Juli-August: Ihr könnt es weiterhin an flachen, bewachsenen Stellen probieren. Vermehrt interessant, vor allem für Kapitale sind aber die Strömungskanten an Buhnenköpfen sowie die Kante zur Fahrrinne im Baldeneysee und der Ruhr. Versucht es mit der Grundangel wenn ihr weiter vom Ufer entfernt angelt. Sehr effektiv ist nun das Spinnfischen! Probiert verschiedene Köder, wobei ruhig auch kleinere Varianten zum Einsatz kommen sollten, da die Hechte nun vermehrt Brutfisch jagen. Beste Zeit: morgens und abends!

September bis November: probiert es an der Kante zur Fahrrinne oder ähnlichen tieferen Bereichen. An sonnigen Tagen im flachen Wasser, dort wo sich noch Reste von Seerosen befinden. Im Herbst beißen die Hechte eigentlich zu jeder Tageszeit ganz gut. Verwendet beim Spinnfischen etwas größere Köder, auch die Brutfische sind nun gewachsen.

Dezember bis Anfang Februar: Angelt an den tieferen und/oder strömungsberuhigten Stellen. Probiert größere Kunstköder, die Ihr langsam und bodennah führt um die Standplätze der Hechte zu finden. Wenn Ihr wisst wo die Hechte sind, ist das Angeln mit der Grundmontage oder aufliegendem Köfi und Pose die beste Alternative. Sucht Euch Wintertage mit schönem Wetter/Sonnenschein und angelt zwischen 10-15 Uhr. Die Köfis konnen ruhig 20cm haben! Fangt diese am besten schon im Sommer und friert einige davon einzeln und in Alufolie ein.

ANHIEB/DRILL/LANDUNG:
- Beim Spinnangeln müsste Ihr jeden Zupfer sofort mit einem kräftigen Anhieb beantworten! Beim Angeln mit Köfi lasst Ihr den Hecht nach dem Biss zunächst etwas mit dem Köfi ziehen, er sollte dabei keinen Widerstand spüren, öffnet also den Rollenbügel. Nach ca. 5-10sek spannt Ihr die Schnur und nehmt Kontakt zum Fisch auf. Wenn ihr den Hecht in der Rute spürt: kräftig anschlagen!
Insbesondere im Winter und bei größeren Köfis muss man manchmal länger mit dem Anhieb warten. Oft ist es so, dass die Pose zunächst wandert, bzw. Schnur abgezogen wird, dann bleibt der Hecht stehen und schwimmt nach kurzer Pause weiter, wobei nun der Anhieb erfolgen sollte. Grundregel: lieber zu früh als zu spät den Anhieb setzen um zu vermeiden, dass die Hechte den Köfi schlucken!

- Im Drill solltet Ihr darauf achten, dass der Hecht zunächst nicht an die Oberfläche kommt(stellt die Bremse immer vor dem Angeln richtig ein!!!). Versucht den Hecht langsam und stetig zu ermüden und achtet darauf, dass er nicht in Hindernisse (umgestürzte Bäume, etc.) schwimmt.

- Die Landung sollte erfolgen, sobald sich der Hecht widerstandslos ans Ufer ziehen lässt. Benutzt dazu immer einen Kescher, dieser muss groß genug sein, um auch einen Meterhecht landen zu können. Die Handlandung ist etwas für Profis und hat keine Vorteile für Euch!


NACH DEM FANG:

- nemmt Euch vor dem Gebiss des Hechtes in Acht!
- fasst nie ins Hechtmaul, auch wenn Ihr glaubt, der Hecht sei bereits tot!
- maßige Hechte sollten zunächst getötet (betäuben + abstechen) werden, dann wird der Haken mit Hilfe der langen Zange gelöst. Wenn der Hecht tiefer geschluckt hat, dann klinkt das Vorfach aus dem Wirbel aus und löst es daheim nach dem Ausnehmen.
- untermaßige haltet Ihr mit nassen Fingern oder ggf. mit einem feuchten(!) Handtuch fest. Nutzt Eure lange Zange zum Lösen des Hakens und setzt den Hecht vorsichtig in sein Element zurück.

SCHLUßWORT
Natürlich sind hier nicht alle Methoden aufgeführt, und es gibt zahlreiche weitere interessante Alternativen. Weiterhin können nie alle Erfahrungen und Hinweise abschließend aufgezählt werden, jedoch solltet Ihr mit den o.g. Infos schonmal sehr weit kommen. Versucht es und seid geduldig, ich bin sicher, dass Ihr Erfolg habt. Vor allem: Nutzt das Forum, um Eure Erfahrungen untereinander auszutauschen und antwortet einfach auf diesen Beitrag, wenn Ihr weitere Fragen habt. Ich werde mich bemühen, alles zu beantworten.

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