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Dieses Thema hat 4 Antworten
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 Sonstige allgemeine Themen
Massel Offline



Beiträge: 66

28.05.2007 21:23
Mindestmaß Wels aufgehoben..... richtig oder nicht? Antworten

Liebe Kollegen,

wie ihr wisst, ist das Mindestmaß für Welse in unserer Gewässerstrecke aufgehoben. Dies bedeutet rein rechtlich, dass jeder gefangene Wels getötet werden soll bzw. muss.
Ich persönlich kann diese Maßnahme nur bedingt gut heißen.

- es ist falsch, dass der Wels wichtige Angelfische wie Schleien und Aale "wegfrisst". Vielmehr ist der Wels ein Allesfresser, er frisst nicht selektiv!!! D.h. er wird sich vielmehr von Weißfisch, kleinen Wasservögeln, eingespülten Würmern/Schnecken, Fröschen, Muscheln und den fischig aromatisierten Futterboillies der Karpfenangler ernähren, da diese Nahrung wesentlich häufiger vorkommt als Schleien/Aale und somit einfacher und in größerer Menge zur Verfügung steht.

- es ist ferner so, dass der Wels, verglichen mit anderen Raubfischen wie Zander oder speziell Hecht ein sehr guter "Futterverwerter" ist. Studien zeigen, dass der Wels etwa 7 Kilo Nahrung pro Kilo Gewichtszuwachs benötigt, dieses Verhältnis ist wesentlich günstiger als beim Hecht. Ferner nehmen Welse nur in der warmen Jahreszeit überhaupt regelmäßig Nahrung zu sich.

- in Seen und Flüssen in denen Hechte überproportional häufig vorkommen (etwa in einigen brandenburgischen Seen, den holländischen Poldern, den Boddengewässern bei Rügen, etc.) wird auch nicht dazu angeraten Junfische zu töten! Ich kenne kein Gewässer, in dem das Mindestmaß für Hechte je aufgehoben wurde, nur der Wels wird beständig als Schädling angesehen.

- in Gewässern mit gutem Raubfischbestand mangelt es trotz allem nicht an anderen Fischen. Große weißfische (Schleie, Karpfen, Brassen) wachsen vielfach sogar besser ab.

- in den bekannten Welsgewässern Ebro und Po existiert ein enorm dichter Bestand an Welsen, der Bestand an weißfisch und Karpfen ist trotzdem weit besser als bei uns!

- es ist falsch, dass der Wels kein heimischer Fisch ist. Deutschland gehört zu seinem natürlichen Lebensraum. Das vermehrte Auftreten junger Welse hängt mit der Klimaerwärmung und der Schaffung besserer Laichmöglichkeiten durch Renaturierung zusammen.

- Aus meiner Sicht ist der Anteil größerer Raubfische, speziell auch im Hinblick auf den zurückgehenden Zanderbestand in unserem Gewässer proportional unterrepräsentiert. Der Wels stellt somit keinen Schädling sondern vielmehr eine Bereicherung der Fischfauna dar und dient als wichtiger Regulator.


- Der Wels ist ein hervorragender Angel und Speisefisch, richtig zubereitet ist er geräuchert oder als Filet eine Delikatesse. Somit stellt der Bestand auch eine fischereiliche Bereicherung dar.

- ein schwindender Fischbestand hängt sicher weit mehr mit der übermäßigen Population an Kormoranen und sicher auch mit dem hohen Angeldruck zusammen. Die mittlerweile sehr zahlreich gewordenen Friedfischangler halten sich leider vielfach nicht an die Vorschriften der Gewässerordnung und entnehmen weit mehr als die zulässige Menge an Weißfisch!!!

Ich plädiere für ein Mindestmaß für Welse von 50-60cm und ggf. eine Schonzeit von 01.06 - 01.07 oder 01.06 - 15.07. Begleitend dazu sollten die Entnahmemengen für Weißfisch durch die Fischreiaufsicht verstärkt und restriktiv (!) überwacht werden. Ferner müssen effektivere Maßnahmen zur Einschränkung des Kormoranbestandes gefunden und regelmäßig praktiziert werden. Zusätzlich kann, falls immer noch nötig über die Einführung von Zwischenschonmaßen aus hegerischen Gründen nachgedacht werden um allen Fischen das Laichen zu ermöglichen und Kapitale als Laichfisch zu erhalten, z.B.:

- 40-60cm für Brassen
- 30-45cm für Döbel
- 30-45cm für Aland
- 30-45cm für Schleien
- 40-70cm für Karpfen
- 30-40cm für Barsche
- 50-70cm für Zander
- 60-80cm für Hecht


Vielleicht möchte der ein oder andere seine Meinung zu diesem Thema auch dem Forum zugänglich machen? Ich würde mich in jedem Fall über eine Diskussion zu diesem Thema freuen.

I.d. Sinne: Petri heil



Massel Offline



Beiträge: 66

02.09.2007 12:59
#2 RE: Mindestmaß Wels aufgehoben..... richtig oder nicht? Antworten
Liebe Kollegen,



bezüglich der angesprochenen Thematik ob Welse dem Fischbestand schaden, möchte ich auf einen Artikel in der aktuellen Ausgabe des Blinker verweisen.

Es wäre ein Fehler, die Folgen einer starken Kormoranpopulation und eines enormen Angeldrucks auf Weißfische dem Wels anzulasten!



Wir alle wissen, dass es ein hohes Aufkommen an Jungwelsen im Gewässer gibt! - der Beifang von 30-50cm langen Exemplaren z.B. beim Aalangeln ist an der Tagersordnung.



Aber haben Sie schon einmal probiert gezielt einen größeren Wels, ab 1m aufwärts zu fangen? - selbst mit richtiger Angeltechnik und viel Erfahrung bei der Stellenwahl werden sie sehen, dass dies keine leichte Aufgabe ist!

Kapitale Welse, ab Größen von 1,50m werden noch seltener gefangen. Sicherlich kommen gezielte oder zufällige Fänge vereinzelt vor und da sie stets für viel Aufsehen sorgen, bleiben sie uns auch in Erinnerung.

Dennoch ist der Bestand an Großwelsen vermutlich eher dünn gesäht.

Ursache könnte sein, dass nur die wenigsten der Jungwelse überleben und abwachsen. Viele fallen anderem Raubfischen zum Opfer oder werden gefangen. Noch schwerer wiegt möglicherweise der Fraßdruck durch die Elterntiere! Sollte die wissenschaftlich überwiegend vertretene Meinung, dass der Wels einen starken Hang zum Kannibalismus hat zutreffen, so stüzt dies meine These, das Waller diejenige Nahrung bevorzugen, die im Überfluss vorhanden ist. In vielen Gewässern sind dies eben 1-3 Jahre alte Jungwelse!

Auch in bekannten Welsgewässern wie dem spanischen Ebro werden seit einiger Zeit bevorzugt kleinere Welse bis 1m(!) als Großwelsköder benutzt.

I.d. Sinne könnte es bezogen auf die Fischbestande sogar ein Eigentor sein, jeden gefangenen Jungwels zu töten.

Für die Dichte des Bestandes kapitaler Welse spielen aus meiner Sicht ausschließlich große Exemplare eine Rolle. Diese fressen nicht nur wesentlich mehr Fisch als junge Exemplare sondern sorgen durch hohr Laichmengen auch für den entsprechenden Nachwuchs.



Mit dem Rückgang des Aalbestandes und der zurückgehenden Zanderpopulation besetzen Welse eben jene ökologische Nische, die nun für sie offen ist.



Nochmal zum Vergleich: jeder versierte Spinnfischer wird berichten, dass dieses Jahr außergewöhnlich viele Hechte zwischen 40-60cm gefangen wurden. Ich selbst habe teils 5 Stück in einer Stunde gefangen. Trotzdem der Bestand gut und der Hecht sicherlich ein starker Raubfisch ist, käme niemand auf die Idee das Schonmaß für Hechte beständig aufzuheben!

Solange das Schonmaß für Welse noch aufgehoben bleibt könnte es aber sicher einen Versuch wert sein, mal ein Jungwels als Köder beim gezielten Welsangeln anzubieten.



I.d. Sinne, Petri heil
Massel Offline



Beiträge: 66

19.09.2007 22:42
#3 RE: Mindestmaß Wels aufgehoben..... richtig oder nicht? Antworten
Da ich mir bewusst bin, dass viele Angelkollegen meine Meinung nicht teilen, möchte ich auf die Leserbriefe in der aktuellen Ausgabe des Blinker verweisen. Nach dem die Zeitschrift die Thematik kürzlich aufgegriffen hat, zeigen die Zuschriften zumindest, dass ich mit meiner "Pro-Wels"- Meinung nicht alleine bin.



Ich bin kein Biologie o.ä., meine Ansichten beziehe ich lediglich aus gut 15 Jahren Raubfischangeln und der intensiven privaten Beschäftigung mit meinen Zielfischen sowie ihrer Lebensweise.



Nach dem ich nun für meine Meinung auch häufiger kritisiert worden bin, habe ich das Thema noch einmal in beide Richtungen überdacht.



Meine Meinung ist und bleibt aber die, dass wir althergebrachte Vorurteile und Mythen nicht nur in dieser Hinsicht überdenken müssen!



Sobald ich Zeit dazu finde, werde ich noch einmal spezifisch darstellen, warum die Welspopulation kein entscheidender Faktor für den Bestand an anderen Fischen sein kann.



Der Nahrungsbedarf des Welses ist, sofern ich den Ausführungen der Fachliteratur glauben darf, einfach zu gering um sich entsprechend auszuwirken.



Wesentlich entscheidender sind die Auswirkungen der Kormoranpopulation und auch des teils enormen Angeldrucks in Verbindung mit der Gesetzgebung die keinen Raum für selektive Entnahme lässt.



Es mag noch so oft abgestritten werden, dass sich ein hoher Angeldruck auf Fischbestände auswirkt - aber wenn dem tatsächlich so wäre, wozu dann die Aufhebung des Schonmaßes für Welse?



Aus meiner Sicht obliegt es jedem Einzelnen von uns vorausschauend und verantwortungsvoll mit dem Gewässer umzugehen. Die Erhaltung des Gewässers und seiner Bestände muss genauso wichtig sein, wie der Spaß am Hobby und der Genuß in der Küche.

Ein Verein oder ein Gewässerpächter kann nicht allein dafür Sorge tragen. Er kann lediglich einen Rahmen vorgeben in dem sich jeder mit eigener Verantwortung bewegt. Die allermeisten Kollegen erfüllen sicherlich die Bedingungen des "aktiven Naturschutzes".



Bleiben noch die Folgen des Fraßdruckes durch Vögel, wobei trotz aller Bemühungen immer noch wenig, bzw. nur unzureichende Handlungsoptionen zur Verfügung stehen um gegenläufig zu intervenieren.



Unabhängig von der Diskussion um sinkende Fischbestände, habe ich aber dieses Jahr recht gut gefangen und eine Menge Spaß am Gewässer gehabt!

Also auch in dieser Hinsicht ein Aufruf an alle: das Angeln erfordert Geduld, Ausdauer und Inovativität. 2mal erfolglos ansitzen und sich dann über mangelnden Bestand beschweren bringt wenig. Es ist genug Fisch (auch Kapitale) für alle da! Man muss sich nur der Herausforderung stellen und es immer wieder versuchen. I.d. Sinne wünsche ich allen Vereinskollegen viel Erfolg für die anstehende Herbst- und Wintersaison!





Zum Thema Wels werde ich, wie o.g. in naher Zunkunft noch einmal etwas schreiben. Anschließend soll es dann von meiner Seite aus auch abgeschlossen sein.





Petri Heil
Dagobert Duck Offline



Beiträge: 36

21.09.2007 22:18
#4 RE: Mindestmaß Wels aufgehoben..... richtig oder nicht? Antworten

Hallo Massel

Ich finfe es sehr gut, wenn sich jemand auch kritisch über das Eine oder das Andere äußert.

Allerdings ist das Mindesmaß für den Wels ja nicht einfach nur so augehoben worden sondern es war dafür auch die Meinung der Biologen erforderlich.

Die Obere Fischereibehörde hebt nicht einfach ein Mindermaß auf, wenn dies nicht erforderlich ist.

Vielleicht sollte man seine persönliche Meinung und die Meinung der Fachkräfte getrennt von einander betrachten.

Weiterhin viel Petri Heil

Dagobert

Massel Offline



Beiträge: 66

26.09.2007 20:16
#5 RE: Mindestmaß Wels aufgehoben..... richtig oder nicht? Antworten

Hallo Dagobert,
wie ich auch in meinen Beiträgen erwähnt habe, bin ich kein Biologe. Mein Beitrag ist daher lediglich als private Meinungsansicht zu betrachten.
Allerdings wissen wir aus der Historie jeder Wissenschaft, dass auch Fachleute nicht frei von Fehlentscheidungen sind. Viele einst als wissenschaftliche Fakten angesehenen Dokmen auf unterschiedlichen Gebieten mussten mit der Zeit revidiert werden und sind heute neuen Erkenntnissen gewichen, nicht wahr?
Hinzu kommt, dass auch die Fischereibehörden auf die Hilfe von Gutachtern (Biologen) und anderen Beratern (z.B. Gewässerpächtern, Fischereiberatern, etc.) angewiesen sind um Maßnahmen in die richtige Richtungen steuern zu können.
Ferner stellt sich die Frage welche Maßnahmen unter wirtschaflichen und logistischen Fragepunkten überhaupt durchführbar sind?
Sind z.B. sinkende Fischbestände das Problem, dann ist es zunächst einmal Fakt, dass sich der Wels teilweise oder größtenteils von anderen Fischen ernährt und somit in gewissem Maße zu einer Bestandsdezimierung beitragen könnte. Eine Aufhebung des Schonmaßes ist als Sofortmaßnahme ein schnell verfügbares Mittel.
Andere Faktoren sind da wesentlich schwieriger zu regulieren:
- die Folgen eines hohen Angeldruckes, vornehmlich auf Weißfische werden ungern angesprochen, bzw. vehement negiert, da die entnehmenden Angler für Verband/Fischereibehörde/Pächter, etc. wichtige Einnahmequellen sind, die man nicht antasten möchte
- der Kormoran ist ohnehin zum Politikum geworden und Bedarf in dieser Hinsicht keiner weiteren Erklärung
- Struktur und Qualität der Gewässer zu verändern erfordert enormen Aufwand, gleiches gilt für den angepassten Fischbesatz

Auch als fischereibiologischer Laie kann ich aus der Literatur entnehmen, dass ein Wels etwa 6 KG Nahrung pro Kilo Gewichtszuwachs benötigt. Grob überschlagen hat dann ein etwa 10 Jahre alter Wels von 1,30m im Schnitt nur etwa 50gr(!) Nahrung täglich benötigt um sein Ausmaß zu erreichen - etwa ein (ziemliche kleines) Rotauge pro Tag.
Nicht nur, dass der Wels damit im Gegensatz zu anderen Raubfischen ein ausgezeichneter Futterverwerter ist, er frisst neben Fischen auch andere Nahrung, womit dass Verhältnis nochmal günstiger wird.
Im Gegensatz dazu unterstellt die Literatur dem Kormoran einen Nahrungsbedarf von 400-500gr/je Tag! Die Fangbegrenzung für Weißfische liegt gar bei 5KG pro Tag - zahlreiche Anglern gelingt es zumindest in der warmen Jahreszeit diese tagtäglich auszuschöpfen.
Folglich vermute ich, dass der Wels in Kombination mehrer Faktoren kaum einen bedeutenden Schaden verursachen kann, zumindest dann nicht, wenn ich die Literatur richtig interpretiere.
Aber wie Du schon gesagt hast, die Verantwortung obliegt in erster Linie anderen und nicht mir als einzelnem Forumsmitglied. In sofern ist meine Meinung nur als kritische Anmerkung eines Anglers zu verstehen und ich möchte dass Thema von meiner Seite aus wie angekündigt abschließen.
Es wäre trotzdem schön, wenn in Zunkunft noch der ein oder andere Dritte seine Meinung dem Forum zugänglich macht. Sofern mir bekannt ist muss ja in Kürze über das weitere Vorgehen in Sachen Schonmaß beschieden werden. Die Entscheidungsträger können sicherlich auch Anmerkungen von unserer Seite in ihre Überlegungen einbeziehen und entsprechend folgerichtig beurteilen. In dieser Hinsicht habe ich mich sehr über Deinen Beitrag gefreut, auch wenn er nicht meiner persönlichen Ansicht entspricht.

Lieben Gruß u. Petri heil!










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